Den Sasso bearbeitete ich zuerst liegend, um die Konturen und Achsen der Skulptur herauszuhauen. Dann, als dies ausgeführt war, entschloss ich mich, wie geplant, den Sasso grosso stehend weiter zu bearbeiten und zu formen.
Darum musste zuerst eine Arbeitsplattform, mit Gerüst und einer Dachkonstruktion bewerkstelligt werden.
Es war dann wiederum ein Auto-Kran, um den Sasso, der nun in etwa 18,5 t schwer war, zu heben und ihn auf den Sockel mit einem 80 kg schweren Inox-Dorn zu setzen.
Nun begann die eigentliche Arbeit, den Stein mit Hilfe eines Models in Gips zu formen, die Hauptpunkte und Achsen zu übernehmen und die Form grob herauszuhauen, mit viel Ausdauer und Disziplin.
Nach dem Abbohren und Spalten, als der Stein noch in der Horizontalen lag, arbeitete ich nun mit Fräsen und Spitzen, um das Model in Stein zu übertragen.
Dieser Prozess dauerte und die Wege zur Realisation waren lang, sehr lang.
Ich brauchte viel Geduld und Durchhaltevermögen den Stein zu schälen und um Schritt, um Schritt der Form näher zu kommen.
Die Form an und für sich war bestimmt durch die Masse des Grimsel Blocks, der leider etwas von den Original Massen des Models entsprach, weil der Stein nach dem Sägen etwas kleiner war.
Es galt dies zu berücksichtigen und die Grundform zu adaptieren.
Dies war nicht gerade einfach, doch fand ich einen Weg der Gestaltung, die zufrieden stellend war.
Nach der groben Bearbeitung mit Hammer, Meissel, Winkelschleifer und Setzen ging es langsam vorwärts mit der Formgebung der Skulptur.
Der Arbeitsprozess ging weiter und das immer mehr Zusammenziehen der Form, wechselte von grob zur feiner, mit Pressluft-Werkzeugen, pneumatische Hämmer und Stockhammer-Einsätze.
Zuerst wiederum mit grossen Bohrhämmer und denn mit etwas kleineren Atlas Copco- Stockhämmer.
Nun, befand ich mich an einem wichtigen Punkt, denn diese Arbeit musste genau ausgeführt werden, so dass die Form der Skulptur, Spannung und Kraft bekam.
Dieser Schritt war der Letzte vor dem Finish, dass heisst, vor dem endgültigen Zusammenziehen
der Form, dann folgte der Schliff, Trockenschliff, mit Diamant-Schleifscheiben.
Der Schliff des Grimsel, war ein anspruchsvolle Arbeit und Herausforderung, denn das Material war zäh, pastoso und abrasiv. Das heisst, dass die Schleifmittel sehr beansprucht wurden und durch die Quarzhaltigkeit ziemlich schnell abgenutzt wurden. Der Verschleiss an Diamantschleif-Scheiben war hoch und das Schleifen eher mühsam.
Doch wie auch immer und schon erwähnt, waren es lange Wege, um vorwärtszukommen in diesem Stein, bis ich endlich das Ziel erreichte, meine Skulptur, den Fleur de Glacier zu vollenden. Ich entschloss mich bei der Skulptur «Fleur de Glacier» für einen eher groben Schliff, so dass die Maserung des Grimsels in den Hintergrund tritt. Das Korn bei diesem Block ist von weiss, schwarz bis dunkel-violett geprägt und daher eher stark maseriert. Ich zog es vor, dem weissen Korn des Steins mehr Raum zu geben und daher einen leichteren, helleren Ton zu bevorzugen.
Die Fertigstellung der Skulptur dauerte zweieinhalb Jahre und dies war und ist, eine sehr lange Zeit und naturalmente, eine grosse Herausforderung und neue Erfahrung für mich.